Im Talar durch die Kathedrale
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Im Talar durch die Kathedrale

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„Wir waren in Talare gekleidet und schritten durch die ehrwürdige Kathedrale“, erinnert sich Prof. Dr. Alfred Joepen an seine erste Teilnahme an der festlich-traditionellen Absolventenfeier der Coventry University, zu der auch Vertreterinnen und Vertreter der FH Aachen eingeladen waren. „Beeindruckt beobachteten wir, wie unsere ersten Aachener Studierenden ihre offiziellen britischen Abschlüsse erhielten. Im Rahmen unserer Internationalisierungs-Strategie war ein erstes Projekt erfolgreich auf den Weg gebracht“, betont Joepen.

Internationale Hochschulkontakte intensivieren

Internationalisierung ist einer der Punkte der strategischen Leitlinien, die sich der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Ende der Siebzigerjahre für seine zukünftige Entwicklung vorgibt, als die Studierendenzahlen sinken. Man beginnt, nach Wegen zu suchen, um die internationalen Hochschulkontakte zu intensivieren und gemeinsame Studienprogramme zu entwickeln – zur damaligen Zeit ein ungewöhnlicher Vorgang an einer Fachhochschule. Eine erste erfolgreiche Kooperation gelingt mit der Coventry University durch die Entwicklung des gemeinsamen internationalen BWL-Studiengangs Deutsch-Britischer Studiengang (DBS), mit einer Dreijahresphase an der Heimathochschule und einem weiteren Jahr an der Gasthochschule. Der Studiengang soll zu einem Doppelabschluss führen, dem damaligen deutschen Diplom-Betriebswirt und dem britischen BA (Hons), also Bachelor of Arts (Honours Degree). Grundgedanke des Entwurfs ist die gegenseitige Anerkennung der an der Partnerhochschule erbrachten Leistungen. 1987 absolvieren die ersten deutschen Pionierstudierenden im DBS ihr Abschlussjahr in Coventry und erhalten 1988 in der feierlichen Zeremonie in der Coventry Cathedral ihre britischen Abschlusszeugnisse. Viele weitere Absolventinnen und Absolventen sowie zahlreiche weitere internationale Kooperationsprojekte des Fachbereichs folgen.

Wir waren in Talare gekleidet und schritten durch die ehrwürdige Kathedrale.

Prof. Dr. Alfred Joepen, ehemaliger Professor am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften
Abschlussfeier in der Kathedrale von Coventry
Abschlussfeier in der Kathedrale von Coventry, England

Ein deutsch-chinesisches Pionierprojekt

In den 1980er-Jahren blüht auch ein deutsch-chinesisches Pionierprojekt auf. Der Gründungsrektor der FH und spätere Auslandsbeauftragte, Prof. Dr. Helmut Strehl, legt den Grundstein für die Zusammenarbeit zwischen der Fachhochschule Aachen und der heutigen Ningbo University of Technology. 1979 hat das Land Nordrhein-Westfalen der Provinz Zhejiang Hilfe beim Aufbau der Fachhochschule in Ningbo zugesagt. Daraufhin entsendet die Landesregierung Prof. Strehl nach China, um einen geeigneten Partner für diesen Auftrag zu finden. Er erinnert sich: „Von all den Hochschulstandorten hielt ich Ningbo für sehr geeignet, da die Stadt in einer wirtschaftlichen Aufbauzone liegt und eine Hochschule die nahe gelegene Metropole Shanghai entlasten könnte.“ Die FH Aachen hilft unter anderem bei der konzeptionellen Entwicklung von Laboratorien, neuen Fachrichtungen und
Bibliotheken. Darüber hinaus tauschen die Hochschulmitglieder Lehr- und Forschungsunterlagen und besuchen sich gegenseitig, insbesondere um Vorlesungsreihen oder Symposien zu halten. Nur zwei Jahre nach dem Beginn der freundschaftlichen Zusammenarbeit zwischen der FH Aachen und der FH Ningbo besiegeln der Aachener Oberbürgermeister Kurt Malangré und der Ningboer Oberbürgermeister Geng Dianhua die Städtepartnerschaft im Krönungssaal des Aachener Rathauses.

Heute hat die FH Aachen 52 Partnerhochschulen weltweit

Bis heute ist die Internationalität an der gesamten Hochschule ein wichtiges Thema. Die FH Aachen verfügt über 218 Kooperationen mit Partnerhochschulen in 52 Ländern weltweit. Die Angleichung der Studiensysteme im Rahmen des Bologna-Prozesses, offene Grenzen in Europa, aber auch Förderprogramme wie Erasmus machen es heutzutage leichter, ein Auslandssemester zu absolvieren. Liegt die Zahl der Studierenden, die in den Achtzigerjahren eine Zeit im Ausland verbringen, noch bei unter 10, so gehen heute knapp über 300 Studierende jährlich ins Ausland.

Jedes Semester kommen außerdem zahlreiche internationale Gaststudierende an die FH Aachen. Die Vielzahl der Partnerhochschulen und damit vor allem die fast unendlichen Wahlmöglichkeiten für diejenigen, die ein Austauschsemester absolvieren möchten, erhöht die Attraktivität der FH-Studiengänge für Studierende, weit über die Grenzen Aachens hinaus. Mit seinem weltumspannenden Hochschulnetzwerk hat der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften einen großen Anteil daran.

Prof. Dr. Tsunemoto Kuriyagawa und Prof. Dr. Michael J. Schöning zusammen auf dem Bild
Kooperation mit der Tohoku University in Sendai: Prof. Dr. Tsunemoto Kuriyagawa und Prof. Dr. Michael J. Schöning

Wir forschen seit über 20 Jahren mit der Tohoku University in Sendai in Japan.

Prof. Dr. Michael J. schöning, Leiter des Instituts für Nano- und Biotechnologien

Auch die Forschung setzt auf internationale Kooperationen

Nicht nur in der Lehre, auch in der Forschung zahlt sich internationale Kooperation aus. „Wir forschen seit über 20 Jahren mit der Tohoku University in Sendai“, sagt Prof. Dr. Michael J. Schöning, Leiter des Instituts für Nano- und Biotechnologien (INB) der FH Aachen am Campus Jülich, das zahlreiche internationale Kooperationen unterhält. Das INB forscht in den Schnittstellenarealen im Bereich der Biotechnologie, Mikro- und Nanotechnologie, Medizintechnik und Mikroelektronik. Mit der Vorgabe, Ideen und Produkte zu entwickeln, die das alltägliche Leben zukünftig verändern, verfolgt das INB ein ähnliches Ziel wie die Graduate School of Biomedical Engineering an der Tohoku University, die zu den renommiertesten staatlichen Universitäten Japans zählt. Der wissenschaftliche Kontakt entsteht bereits 1999, als Prof. Dr. Tatsuo Yoshinobu, Professor der Tohoku University, als Gastwissenschaftler in Deutschland ist. In Zusammenarbeit entwickeln die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Institute beispielsweise eine spezielle Sensortechnologie, sogenannte lichtadressierbare potenziometrische Sensoren (LAPS). Mit ihr sich lassen sich chemische Reaktionen bis auf Molekülebene in Echtzeit verfolgen.

Bildreferenzen:

FH Aachen | Fachbereich Wirtschaftswissenschaften (Titelbild)
FH Aachen | Alfred Joepen (Kathedrale Coventry)
Tsunemoto Kuriyagawa

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