Es war eine andere Zeit und es war eine andere FH: Als Prof. René Flosdorff 1987 das Amt des Rektors der Fachhochschule Aachen übernahm, stand die Mauer noch, war der Gedanke an eine deutsche Einigung ebenso fern wie die Vorstellung, dass die Nachkriegsweltordnung, geprägt vom Antagonismus zwischen West und Ost, in sich zusammenfallen könnte.
Die Studierenden stehen im Mittelpunkt
Auch für die FH Aachen war es – fernab der Zeitläufte – eine Zeit des Übergangs. Die Hochschule rang damals um ein neues Selbstverständnis: weg von der Schule, hin zur Hochschule, auf Augenhöhe mit anderen Hochschulen und Universitäten. Das Profil sollte weiterentwickelt, der Wesenskern aber beibehalten werden. Die Studierenden standen im Mittelpunkt, ihnen galt die größte Aufmerksamkeit. Bei einem Gespräch im Jahr 2016 erinnert Prof. Flosdorff sich: „Wir haben es geschafft, aus den Mädchen und Jungs selbstständig denkende Ingenieure zu machen. Ich habe denen immer gesagt: Was ihr studiert, ist egal. Das aber müsst ihr so gründlich tun, dass ihr auch in anderen Kategorien denken könnt.“ Für die „alte“ FH war das ein großer Schritt – weg von den engen Grenzen der jeweiligen Fachrichtung, hin zu einem offenen, akademisch geprägten Studium.
„Draußen spielt die Musik“
„Draußen spielt die Musik“: Das war einer der Leitsätze von Prof. Flosdorff, und mit „draußen“ meinte er Berufspraxis und freie Wirtschaft genauso wie Ausland. Damals habe man angefangen, verstärkt Diplomarbeiten zu vergeben, die in Kooperation mit Unternehmen angefertigt werden. Die Studierenden hätten auf diese Weise wertvolle Praxiserfahrung gesammelt, für die Firmen habe sich ein Weg zu anwendungsorientiertem Fachwissen eröffnet.
1961 wurde der 32-jährige Diplom-Ingenieur René Flosdorff an die damalige Ingenieurschule für Maschinenwesen berufen. Nach dem Studium an der RWTH Aachen war er in die freie Wirtschaft gewechselt, er arbeitete unter anderem für den Elektronikkonzern AEG. Sein Beruf führte ihn auch nach Afghanistan und nach Ägypten – Erfahrungen, die den jungen René Flosdorff prägten. Daher förderte er in seiner Zeit als Prorektor (1984–87) und als Rektor auch die Bestrebungen der Fachbereiche, die Austauschprogramme und Kooperationen mit ausländischen Hochschulen auszubauen. Führend dabei – damals wie heute – ist der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften. Dem Doppelabschluss mit der Universität Coventry kommt eine Pionierrolle zu.
Bild- und Videoreferenzen:
Thilo Vogel