Geburts­stunde der FH Aachen
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Geburts­stunde der FH Aachen

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„Wir hatten eine offene, liberale, demokratische Hochschule im Sinn“, erinnert sich der Gründungsrektor der FH Aachen, Prof. Dr. Helmut Strehl. Das Land Nordrhein-Westfalen beschließt am 29. Juli 1969 die Errichtung von Fachhochschulen. Das Ziel: Zahlreiche Ingenieur- und Fachschulen des Landes sollen Fachhochschulen werden, die durch praxisbezogene Lehre Bildung vermitteln. Weg vom reinen Schulsystem, hin zur autonomen Hochschule.

Wir hatten eine offene, liberale, demokratische Hochschule im Sinn.

Prof. Dr. Helmut Strehl, Gründungsrektor

„Die Fachhochschule Aachen war eine besonders reiche Erbin“, erinnert sich Strehls Nachfolgerin, die ehemalige Rektorin Prof. Dr. Hildegard Reitz. Denn: Die FH Aachen entsteht aus insgesamt vier Ingenieur- und Fachschulen in Aachen, einer Ingenieurschule in Jülich und sie begründet den Fachbereich Wirtschaft. Nach Inkrafttreten des Fachhochschulerrichtungsgesetzes vom 8. Juli 1971 tritt diese „reiche Erbin“ am 1. August 1971 ihren Weg an. Die FH Aachen ist gegründet.

„Die Fachhochschule ist zwar eine junge Hochschule, jedoch ist sie nicht ohne Tradition“, schreibt Helmut Strehl 1976, bezugnehmend auf die fünf Vorgängerschulen der FH Aachen.

Die Vorgängerschulen

  • Staatliche Ingenieurschule für Textilwesen Aachen (1882 als „Webeschulverein für den Regierungsbezirk Aachen“ gegründet, Standort: Hirschgraben 30, ab 1887 Boxgraben)

 

  • Staatliche Ingenieurschule für Bauwesen Aachen (1900 als „Königlich-Preussische Baugewerkschule“ gegründet, Standort: Martinstraße, ab 1907 in Neubau Blücherplatz 7, ab 1962 in Neubau Bayernallee 9)

 

  • Staatliche Ingenieurschule für Maschinenwesen Aachen (1902 als „Königliche Höhere Maschinenbauschule Aachen“ gegründet, Standort: Volksschule Luisenstraße, ab 1906 Goethestraße)

 

  • Werkkunstschule der Stadt Aachen (1904 als „Gewerbliche Zeichen- und Kunstgewerbeschule“ gegründet, Standort: Südstraße)

 

  • Staatliche Ingenieurschule für Maschinenwesen Jülich (1957 als Ausbildungsstelle für die neue Kernforschungsanlage gegründet, Standort: Merscher Höhe)

Das Tolle war, dass Professorinnen und Professoren und die Studierenden, die sich um die Gesetzgebung kümmerten, an einem Strang zogen.

Prof. Dr. Hildegard Reitz, Rektorin 1984-1987

Der Aufgabe, diese Schulen zu vereinen, widmen sich der Rektor Strehl und die stellvertretende Leiterin der damaligen Werkkunstschule Reitz mit einer kleinen Schar aus Professorinnen, Professoren und Studierenden – zunächst ab 1969 in einer Arbeitsgemeinschaft, später im Planungsausschuss. „Das Tolle war, dass Professorinnen und Professoren und die Studierenden, die sich um die Gesetzgebung kümmerten, an einem Strang zogen“, erzählt Prof. Reitz. Doch sowohl Strehl als auch Reitz tragen den Gedanken einer Fachhochschule schon länger im Kopf. Mit einer Gruppe konzipieren sie die Grundzüge der neuen Aachener Hochschule sowie ihre Fachbereichsstrukturen: „Wir haben uns in der Südstraße im alten Designgebäude im Büro von Frau Reitz zusammengesetzt. Da war abends keiner und wir konnten uns ungestört treffen. Sie hatte guten Obstler da“, erinnert sich Strehl.

Aus fünf Schulen wird eine Hochschule mit zwei Abteilungen: Aachen und Jülich. In Aachen gibt es acht Fachbereiche, in Jülich vier. Am 1. September 1971 startet das erste Wintersemester der FH Aachen. 3151 Studierende zählt die neu gegründete Hochschule. Fünf Jahre später ist die Zahl bereits auf 4700 Studierende angestiegen. Und heute, 50 Jahre später, vereint die Hochschule fast 15 000 Studierende. Die FH Aachen ist angekommen und geht weiter, ohne dabei ihre Herkunft zu vergessen: „Ich bedenke den Anfang der FH Aachen, aber auch ihre Wurzeln. Daraus wird immer neu Zukunft“, so formuliert es Prof. Reitz vor bereits zehn Jahren.

Helmut Strehl und Hildegard Reitz prägten die FH Aachen in ihrer stürmischen Aufbauphase. 2019 mussten wir Abschied von unseren Gründungspersönlichkeiten Prof. Strehl und Prof. Reitz nehmen. Bis zuletzt dachten beide mit uns über das 50-jährige Jubiläum der Hochschule nach und gaben ihre Erinnerungen – auch für diesen Bericht – an uns weiter. Wir danken Prof. Strehl und Prof. Reitz von Herzen für alles, was sie für die FH Aachen getan haben.

Prof. Dr. Helmut Strehl
1931–2019

  • Gründungsrektor der FH Aachen (1972–1984)
  • Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz
  • Fachhochschulvertreter im Senat der Westdeutschen Rektorenkonferenz
  • Ehrensenator der FH Aachen
  • ausgezeichnet mit dem Bundesverdienstkreuz

Prof. Dr. Hildegard Reitz
1930–2019

  • Rektorin der FH Aachen (1984–1987), erste Frau an der Spitze einer deutschen staatlichen Hochschule
  • Fachbereichsleiterin des Fachbereichs Design (1971–1980)
  • Mitglied des Senats
  • Beraterin des Wissenschaftsministeriums und des Wissenschaftsrates in Grundsatzfragen für Designstudiengänge
  • Prorektorin für Studium und Lehre
  • Kulturdezernentin der Stadt Aachen (1987–1992)

Fachbereiche 1971

Aachen
FB 1 Architektur
FB 2 Bauingenieurwesen
FB 3 Chemie
FB 4 Design
FB 5 Elektrotechnik
FB 6 Flugzeug- und Triebwerksbau
FB 7 a) Maschinenbau
        b) Textiltechnik
FB 8 Wirtschaft

Jülich
FB 9 Chemie
FB 10 Elektrotechnik
FB 11 Kerntechnik
FB 12 Physikalische Technik

Bildreferenzen:

FH Aachen I Fabian Nawrath

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