Ein Fachbereich zieht um

„Meine gravierendste Erinnerung ist der Umzug der Bibliothek von der Südstraße zum Boxgraben“, erinnert sich Detlef Burkel, langjähriger Dozent für Satz-, Druck- und Reprotechnik, an den Umzug des damaligen Fachbereichs Design in den 80er-Jahren. Mit 15 Studierenden und mithilfe des Transportdienstes der FH wurden in einem Kraftakt alle Bücher und Regale an einem Tag transportiert. Wie viele Kisten es letztlich waren, weiß Burkel nicht mehr, aber „einige Tonnen habe ich an diesem Tag sicherlich in der Südstraße herunter- und im Boxgraben wieder heraufgeschleppt“. Dabei ist der Umzug der Bibliothek nur ein Bild dafür, was es bedeutet, wenn ein ganzer Fachbereich mit Sack und Pack umzieht. Dabei war es gar nicht weit – die beiden Gebäude trennen nur wenige Hundert Meter.

Die Geschichte des Gebäudes am Boxgraben 100, geplant von dem Aachener Architekten Georg Frentzen, hat ihren Ursprung in der Textilindustrie im späten 19. Jahrhundert. Das Gebäude in der Südstraße 40 hingegen war bereits Anfang des 20. Jahrhunderts kreativ geprägt. 1908 öffnete die Kunstgewerbeschule hier ihre Pforten, musste aber 1934 durch die wirtschaftlichen Krisenjahre und nationalsozialistische Anfeindungen wieder schließen. 14 Jahre später zieht die Werkkunstschule der Stadt Aachen in das Gebäude ein. Diese ging schließlich 1971 als Fachbereich Design in der neu gegründeten FH Aachen auf.

Stetig wachsende Studierendenzahlen am Fachbereich sorgten bereits wenige Jahre nach der Gründung der Hochschule dafür, dass das Gebäude in der Südstraße aus allen Nähten platzte. Ein neuer Bau musste her. Prof. Dr. Ulf Hegewald, damaliger Professor für Objektdesign und Formgestaltung, sollte als Baubeauftragter des Fachbereichs ein Gutachten zum Gebäude am Boxgraben 100 anfertigen. Das Ziel: Es sollte für „magere 6 Millionen Mark“ für den Fachbereich umgebaut werden. „Niemand wollte die Südstraße verlassen, niemand wollte die Ruhe im Innenblockbereich und die kreative Werkstattatmosphäre aufgeben“, blickt Prof. Hegewald zurück. Daher ließ der Umbau erst noch einige Jahre auf sich warten, obwohl 1980 die ersten Professorinnen und Professoren mit ihrer Arbeit am Boxgraben begannen. Weitere Kolleginnen und Kollegen folgten zögerlich. Erst sechs Jahre nach Beginn der Lehre am Boxgraben wurde das Gebäude wie geplant umgebaut, bei laufendem Lehrbetrieb.

Für ihre wissenschaftliche Arbeit greifen die Studierenden heute auf das umfangreiche Angebot der Fachbereichsbibliothek an moderner Fachliteratur, E-Books und Datenbanken zu. Manch wertvoller Literaturschatz, der einst von Detlef Burkel geschleppt wurde, steht ihnen auch heute noch für inspirierende Recherchen zur Verfügung.