Energie aus der Natur
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Energie aus der Natur

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Sonne oder Wolken; Sturm oder Windstille – das Wetter ist wechselhaft. Wenn es darum geht, auch an wolkigen und windstillen Tagen für nachhaltigen Strom zu sorgen, kann Biogas ins Spiel kommen. Biogas wird aus Biomasse wie Mais oder Grünabfällen, aber auch aus manchen organikhaltigen industriellen Reststoffen gewonnen. Damit gehört Biogas neben der Kraft der Sonne und der des Windes zu den erneuerbaren Energien. Seine Nutzung reduziert den Einsatz fossiler Energieträger.

Der Biogaserzeugung kommt eine tragende Rolle bei der angestrebten Energiewende zu.

Prof. Dr. Isabel Kuperjans, Leiterin des Instituts NOWUM-Energy

Aber Biomasse ist noch mehr als nur Mais und Mist. Das wissen vor allem die Forscherinnen und Forscher des Instituts NOWUM-Energy am Campus Jülich der FH Aachen. „Der Biogaserzeugung kommt eine tragende Rolle bei der angestrebten Energiewende zu“, betont die Leiterin des Instituts NOWUM-Energy, Prof. Dr. Isabel Kuperjans. Das Team des Instituts erforscht und entwickelt Konzepte, Verfahren und Technologien zu den Themenschwerpunkten nachhaltige Energiesysteme sowie Bioenergie und Bioressourcenmanagement. Einen Einblick in die Arbeiten des Instituts zum Thema Bioenergie geben die Projekte „RE-Papier“ und „Plus RE-Papier“. Hier werden zur Biogaserzeugung nicht Mais oder Mist, sondern Altpapierfasern genutzt, die bei der Aufbereitung von Altpapier übrig bleiben und sonst aufwendig entwässert und dann verbrannt würden. Der Vorteil: Es werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Zum einen muss keine Energie für die Entwässerung der Altpapierfasern aufgewendet werden. Darüber hinaus wird mit dem aus den Altpapierfasern entstandenen Biogas ein flexibel einsetzbarer Energieträger gewonnen, also nicht nur Wärme, wie es bei der Verbrennung der Fall ist.

Blick in den Minifermenter (Bioreaktor) der FH Aachen am Campus Jülich.
Seit 2012 hat der Minifermenter mit 1,5 Kubikmeter Fassungsvermögen seinen Platz auf der Forschungsverfügungsfläche am Campus Jülich.

Seit 2006 wird am Campus Jülich zum Thema Biogas geforscht, mittlerweile gibt es sehr gut ausgestattete Labore. Weiter vorangetrieben wurde die Biogasforschung nicht zuletzt durch einen eigenen Minifermenter mit 1,5 Kubikmeter Fassungsvermögen. Seit 2012 hat er seinen Platz auf der Forschungsverfügungsfläche am Campus Jülich der FH Aachen. Angeschafft wurde er aus NRW-Fördermitteln. Kaum vorstellbar, dass der kleine Fermenter, der heute ein bekannter Kollege am Campus ist, zunächst mit gerümpfter Nase empfangen wurde: „Er stand keine zwei Tage da und war noch leer, da riefen Kolleginnen und Kollegen an und klagten darüber, dass ‚unsere Biogase aus Gülle‘ dafür sorgten, dass es im ganzen FH-Gebäude nach Gülle stinkt. Es war aber der Bauer, der das Feld gedüngt hat“, erinnert sich Prof. Kuperjans augenzwinkernd an eine kleine Anekdote zum Kollegen Fermenter. Heute lachen am Campus alle herzlich darüber.

Infokasten

Mit der Gründung des Instiuts NOWUM-Energy 1998, beschäftigten sich die Forscherinnen und Forscher des Instituts zunächst mit Themen aus den Bereichen Maschinenbau und Elektrotechnik. Doch der damalige Leiter, Prof. Dr. Klaus-Peter Dielmann (Professor am Fachbereich Energietechnik), und unser heutiger Rektor, Prof. Dr. Marcus Baumann (damals Professor am Fachbereich Chemie und Biotechnologie), wollten die „Blackbox Biogas“ genauer entschlüsseln. Auf ihre Initiative beschäftigen sich die Forscherinnen und Forscher am Campus Jülich daher seit 2006 interdisziplinär mit Fragestellungen rund um die Biogasproduktion. Unterstützt wurde der Ausbau der Biogasforschung in Jülich in seiner Anfangszeit maßgeblich auch von Karl-Heinz Ertl, Ingenieur am Fachbereich Energietechnik, sowie von Prof. Dr. Thorsten Selmer, Fachbereich Chemie und Biotechnologie, der mit Amtsantritt von Prof. Baumann als Rektor dessen Aufgaben im Bereich der Biogasforschung übernahm.

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Bildreferenzen:

Jörg Stanzick

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