„Da bin ich also technischer Berater bei Star Trek in Hollywood, und Lieutenant Uhura zeigt mir, wo es langgeht.“ Schon hat Prof. Dr. h. c. Jesco Freiherr von Puttkamer das Publikum auf seiner Seite. Seine schwarze Lederjacke mit den vielen Raumfahrtaufnähern hat er gegen einen dunklen Anzug mit roter Krawatte eingetauscht, aus der Brusttasche ragt dreizackig ein weißes Einstecktuch, darüber eine NASA-Anstecknadel.
„Da bin ich also technischer Berater bei Star Trek in Hollywood, und Lieutenant Uhura zeigt mir, wo es langgeht.“
Beim 25. Raumfahrtkolloquium des Fachbereichs Luft- und Raumfahrttechnik im November 2012 war der damals dienstälteste NASA-Mitarbeiter zu Gast an der FH Aachen – es sollte das letzte Mal gewesen sein. Puttkamer war stolz auf seine Beratertätigkeit für den Science-Fiction-Film „Star Trek“, erster Honorarprofessor der FH wurde er 1983 aber wegen seiner Leistungen als Raumfahrtingenieur. Mit Witz, Fachwissen und Anekdoten aus seiner Berufslaufbahn begeisterte er Studierende, Lehrende und Forschende für die Raumfahrt. Dass er an die FH Aachen gekommen ist, verdankt die Hochschule vor allem Prof. Dr. Willi Hallmann, mit dem er über Jahrzehnte Kontakt pflegte.
Mit 29 Jahren erhielt Puttkamer die Nachricht, die seinen Lebensweg entschied: „Als ich im Sommer 1962 als frischgebackener Diplomingenieur mit dem druckfrischen Diplom der RWTH Aachen nach Huntsville kam, geschah dies auf eine telegrafische Einladung von Dr. von Braun: ‚Gehen Sie nicht in die Industrie. Kommen Sie nach Huntsville. Wir fliegen zum Mond.‘“ Also wanderte er in die USA aus und arbeitete bei der NASA. Hier sah er eine berufliche Zukunft auf seinem Interessensgebiet.
Als Ingenieur, der Flugbahnen berechnete, war er ganz nah am Geschehen, während sich die USA im Wettlauf zum Mond gegen die UdSSR befanden, die Mondfähre der Apollo-11-Mission schließlich auf dem Mond landete und der erste Mensch den Erdtrabanten betrat. Danach war er unter anderem am Skylab, dem Space Shuttle sowie der ISS beteiligt und leitete eine Arbeitsgruppe zur langfristigen Erschließung des Alls. Puttkamer war sich sicher, dass Menschen in recht naher Zukunft den Mars erforschen würden – diese Zukunftsvision, dieser Menschheitstraum sei keine Spielerei, sondern eine der größten Aufgaben der Menschheit.
„Man muss die Raumfahrt nicht als Luxus, sondern als Notwendigkeit, als Trieb, als Kultur betrachten.“
Jesco von Puttkamer trug diese Idee mit so viel Esprit, Lebendigkeit und fast schon jugendlichem Enthusiasmus vor, dass all jene, die ihn beim Raumfahrtkolloquium im November 2012 erlebt hatten, vollkommen von der Nachricht seines Todes überrascht wurden. Nur einen Monat nach seinem Besuch an der FH Aachen verstarb er im Alter von 79 Jahren an den Folgen einer Grippe. In Erinnerung bleibt Jesco Freiherr von Puttkamer als ein begeisterungsfähiger Visionär. Kein Wissenschaftler aus dem Elfenbeinturm, sondern einer zum Anfassen, der Richtungen wies. Ein mitreißender Vermittler von Raumfahrtthemen, eben dafür, die „Raumfahrt nicht als Luxus, sondern als Notwendigkeit, als Trieb, als Kultur“ zu verstehen und zu verwirklichen.
Bild- und Videoreferenzen:
FH Aachen/Thilo Vogel
NASA/153178main_image_feature_621_ys_full
FH Aachen/Pia Wilbrand