„Wir betrachten es als eine unserer wichtigsten Aufgaben, die mangelnde Präsenz der Frauen in Gremien und besonders im Bereich von Forschung und Lehre zu beheben.“ Der Anteil der Professorinnen an der FH Aachen liegt aktuell bei gerade einmal 17 Prozent – wenig, sollte man meinen, und doch vergleichsweise viel, wenn man die Zahl mit derjenigen aus dem Jahr 1990 vergleicht: Zu jener Zeit waren es nur 2,3 Prozent. Im Wintersemester 1990/91 gründete sich die erste Frauenkonferenz unter der Leitung von Karin Zurek-Weiner, aus ihrem Programm stammt auch der eingangs zitierte Satz.
Schnupperkurse für Schülerinnen
Walburga Hüllenkremer kann sich noch gut an die Anfangszeit der Frauenförderung erinnern. Die gelernte Mechanikerin war gerade einen Monat an der Hochschule, als sie im November 1990 zum jungen Team des Frauenbüros stieß. „Ich habe mich von Beginn an dafür starkgemacht, in der Werkstatt Schnupperkurse für Schülerinnen anzubieten“, erzählt sie. Unter dem Motto „Technik zum Anfassen“ erarbeitete sie ein Angebot, das es in vergleichbarer Form bis heute gibt. Dennoch sind Frauen vor allem in den technischen Studiengängen nach wie vor unterrepräsentiert.
„Wir werden natürlich an diesen Zahlen gemessen“, sagt Stephanie Over, die aktuelle Gleichstellungsbeauftragte der FH Aachen. Es ist – nach wie vor – erklärtes Ziel der Hochschule, die Anteile der Studentinnen, Absolventinnen, Professorinnen und leitenden Mitarbeiterinnen zu steigern. Aber: „Unser heutiges Aufgabenspektrum ist viel breiter“, betont sie. Es geht um gleiche Chancen, faire Behandlung, vorurteilsfreies Denken – kurz: um Gerechtigkeit. Gleichstellung sei nicht nur Frauenförderung, sondern auch Antidiskriminierung. Over verweist auf die Konsequenzen aus der Änderung des Personenstandsgesetzes 2018, die bei Personen, die weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht zugeordnet werden können, die Angabe „divers“ ermöglicht. Auch die aktuelle Rassismusdebatte liefere wichtige Denkanstöße, wenn es um die faire und offene Gestaltung des Hochschullebens gehe.
In den 1990er-Jahren bot die Hochschule „Widerwortseminare“ an – eine Idee, die bis heute weiterlebt, auch wenn der Titel inzwischen „Schlagfertigkeitstraining“ lautet. Gleichstellungsthemen sind mittlerweile – auch dank kontroverser Diskussionen etwa um gendergerechte Sprache – im gesellschaftlichen Bewusstsein verankert. Dass die FH ihre gesellschaftliche Verpflichtung ernst nimmt, kommt auch darin zum Ausdruck, dass sie seit 2009 als familiengerechte Hochschule zertifiziert ist.
Bild- und Videoreferenzen:
Arnd Gottschalk